Rotarier und Wennedacher befreien Arboretum aus dem Dornröschenschlaf

Von Dorfgemeinschaft Wennedach

In einem intensiven Arbeitseinsatz haben auf Initiative des Rotary Clubs Biberach drei Dutzend Rotarier, Bewohner von Wennedach und Mitarbeiter der Forstverwaltung das Arboretum bei dem Schlösschen Sommershausen aus dem Dornröschenschlaf geweckt. Angelegt wurde das Arboretum mit dem Bau des Herrenhauses vor 120 Jahren von „Baron Fritz“, dem Freiherrn von Koenig-Warthausen, der als sehr weltoffen aber doch auch regional verbunden galt. Im 19. Jahrhundert entstanden solche Sammlungen verschiedenartiger, meist exotischer Gehölze nicht nur aus botanischem Interesse, sondern um der Bevölkerung, die nicht die Möglichkeit zu aufwändigen Schiffsreisen hatte, die Welt nach Hause zu bringen und am Wissensgewinn der Eliten teilhaben zu lassen.

Beim Verkauf des adeligen Besitzes im Jahr 1973 durch den Flugpionier und Erfinder Friedrich Karl Freiherr von Koenig-Warthausen fand das Schlösschen einen privaten Käufer, die Waldungen gingen in den Besitz des Landes über und damit auch das Arboretum, das forstwirtschaftlich wenig interessant war und so völlig verwilderte.

Unter fachlicher Anleitung von Oberforstrat Hubert Moosmayer, Leiter der Forstbetriebsstelle Ochsenhausen, und Forstwirtschaftsmeister Schoch, Leiter der Ausbildungsstelle Birkenhardt waren von der großen Freiwilligengruppe siebzig Exemplare acht verschiedener Sorten exotischer Nadelhölzer aus fernen Erdteilen zu pflanzen. Im Winter war von der Forstverwaltung und dem Behindertenfachdienst das Totholz sowie das wuchernde Dornengestrüpp und Bäume, die die Exoten bedrängten, entfernt und die Pflanzflächen vorbereitet worden.

Hochmotiviert und gut ausgerüstet war auch die Abordnung der Dorfgemeinschaft Wennedach, angeführt vom Vorsitzenden Helmut Kotzian und unterstützt von zwei Geflüchteten aus der Anschlussunterbringung am Rande des Arboretums. „Da werden alte Erinnerungen wach an die Zeit, als wir dort sonntags mit den Eltern spazieren gingen“, erinnert sich Vereinsmitglied Rainfried Wespel.

„Rotary ist ein Glück für uns“, so der neue Besitzer des Schlösschens, der aus Söflingen stammende Rainer Weigel, der seit 30 Jahren in der Schweiz eine Informatik AG betreibt: „Sommershausen ist für mich Ruhe, Natur, einfach ein Paradies, das durch das rotarische Projekt eine enorme Aufwertung erfährt“. Weigel legte nicht nur selber Hand an, sondern lud auch zum Vesper in das in der Renovierung befindliche Schlösschen ein.

„Der Rotary Club Biberach verwirklicht einen geheimen Traum“, kommentiert Kreisforstamtsdirektor Georg Jehle, der den letztjährigen Clubpräsidenten Christian von Tirpitz für das Arboretum begeistern konnte. Auf der Suche eines Projekts nach dem letztjährigen Motto von Rotary International „Ein Baum für jedes Mitglied“ war von Tirpitz vom Forstamtschef auf eine Bachelorarbeit der Hochschule für Forstwirtschaft Rottenburg hingewiesen worden, in der Andreas Raichle wissenschaftlich fundiert eine Wiederbelebung des Arboretums beschreibt. Für Pastpräsident von Tirpitz ist nach der etwas langwierigen Startphase ein erster Meilenstein geschafft. Nachdem er seinen Rotary Club überzeugt hatte, dass der Erhalt dieses Naturdenkmals eine „nachhaltige Investition in unsere regionale Heimat, die Heimatverbundenheit der Bewohner, die Heranführung junger Menschen an die Natur und last not least für eine Reihe von Arbeitseinsätzen der Clubmitglieder“ sei, gab der Club ein Budget von 10.000 € frei, das er über Spenden aufbringen will.  Auf dem Plan stehen außerdem die Beschaffung und Anbringung von Bänken und Tischen, Informationstafeln und die Herstellung eines Wegenetzes sowie eines Abenteuerpfads durch den mannshohen Knöterichdschungel am Biberteich in Kooperation mit der Forstverwaltung.

Diese Textvorlage und das Gruppenfoto sind von Dr. Hanno Wulz / Rotary Club Biberach – veröffentlicht in der Schwäbischen Zeitung vom 18.05.19